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Schüeli, Küsnacht

  • Autorenbild: Fredy Wettstein
    Fredy Wettstein
  • 4. Aug.
  • 3 Min. Lesezeit
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Wenn Mama und Papa und Nonna und Nonno und Bruder und Schwester und Verwandte und Schulschatz und die Lehrerin und der Lehrer am Spielfeldrand stehen und fiebern und klatschen und rufen und feiern, dann ist Schüeli, wie in Küsnacht mit 1200 Kindern in 14 Kategorien.


Wenn ein Mädchen, vielleicht zwölf, nach dem Spiel zusammen mit ihren Kolleginnen strahlend vom Rasen läuft und zum Coach sagt: «Jetzt sind mer die Beschte vo Chüsnacht.» Und der Coach, der ihr Vater ist, sagt: «Das nanig, es isch erscht eis Spiel gsi»


Wenn ein anderes Mädchen, noch sehr klein, das Tor ist viel zu gross für sie, immer wieder den Ball aus dem Netz holen muss, die Arme, weil er einfach nicht zu fangen war – Buben haben geschossen – , und ihre Mitspielerinnen versuchen sie zu trösten, legen den Arm um ihre schmalen Schultern, aber dann gehen sie weg, stecken die Köpfe zusammen und tuscheln miteinander, man hört nicht, was sie sagen, aber man sieht es dann, nach dem nächsten Tor, als die Arme wieder kriechend den Ball aus dem Tor holen muss. Sie gehen zu ihr, sie solle die Handschuhe, die eigentlich viel zu gross sind,  abgeben, und ein anderes Mädchen nimmt sie. Sie muss nun die arme Torhüterin sein.


Wenn die Buben von zwei Mannschaften der 1. Sekundarschule nach dem Spiel einander artig die Hand geben, sich gratulieren, und einer schaut beim anderen nach unten zu den Schuhen, sie glänzen pink und gelb, und er sagt: «So krass, dini Schueh», und er kann sich nicht mehr satt sehen und ist etwas neidisch.


Wenn zwei Mädchen, sie tragen die Nummern 20 und 6, ihre Namen auf dem weissen Shirt, acht- oder neunjährig, sie sind offenbar eingeteilt, die Abwehr zu spielen, und da stehen sie nun, nebeneinander, immer am gleichen Ort, weit vorne stürmen ihre Mitspieler, es sind die Buben ihrer Klasse in der gemischten Mannschaft, und wenn sie vorne ein Tor schiessen, dann jauchzen und hüpfen die zwei hinten, umarmen sich, als hätten sie das Tor geschossen. Und nehmen dann gleich wieder Haltung ein, stehend nebeneinander.


Wenn die Buben von zwei Mannschaften der 1. Sekundarschule nach dem Spiel einander artig die Hand geben, sich gratulieren, und einer schaut beim anderen nach unten zu den Schuhen, sie glänzen pink und gelb, und er sagt: «So krass, dini Schueh», und er kann sich nicht mehr satt sehen und ist etwas neidisch.


Wenn sie zum Penaltyschiessen antreten müssen, weil sie vorher unentschieden gespielt haben und es einen Sieger braucht, und Mama und Papa und Nonna und Nonno und Schwester und Bruder und Verwandte und Schulschätze, Lehrerinnen und Lehrer in diese Ecke des Platzes gehen und dicht gedrängt da- und spalierstehen, und der eigene Enkel sich bereit macht zu einem Penalty und anläuft und man selber nervöser ist als er. Er trifft. Er war im Spiel Torhüter gewesen, was er sonst nicht ist, und hat ein Tor geschossen, dribbelnd von ganz hinten ganz nach vorne.


Wenn Nils, blonde Haare, Nummer 4 am Rücken, in der Mitte des Platzes steht, den Ball zart zwischen den kleinen Füssen eingeklemmt, Nils müsste eigentlich anspielen, weiss aber nicht so recht, wohin mit dem Ball, Nils bleibt lange zwischen den Füsschen, er schaut nach links und rechts.


Wenn einer, er hat eben ein Tor geschossen, ein sehr spektakuläres, muss man sagen, losrennt, auf und davon, quer über den Platz, und man sieht nun, wer sein Vorbild ist, nur der jubelt so, der Siuuu-Jubel vom kleinen Ronaldo auf dem Heslibach in Küsnacht.


Und wenn abends, nach dem Schüeli, eine Auswahl von Schweizer Alt-Internationalen gegen den lokalen Klub, der eben in die 2. Liga aufgestiegen ist, antritt, es immer noch schwülheiss ist, und der Neffe im Tor steht, er sah Stéphane Chapuisat gar nie selber spielen und wusste nicht, welch grosssartiger Fussballer der einmal war, der beste Schweizer Stürmer je – und jetzt läuft Chapuisat an bei einem Penalty, und der Neffe steht im Tor. Chapuisat trifft. Er ist immer noch clever.


Wenn Jörg Stiel, er ist 57, im Tor der Legenden nochmals zeigt, welch starker Torhüter er einmal war, er hechtet auf dem Heslibach ein allerletztes Mal, weil er bald auf eine Weltreise geht, zuerst in die Philippinen und dann weiter, irgendwohin, er weiss nicht, wo er landet und vielleicht für immer bleibt und gar nicht mehr zurückkehrt, er hat hier alles verkauft. Sein Abschied. In der zweiten Halbzeit spielt auch Finn Stiel, sonst beim FCK, bei den Suisse  Legends mit, Onkel und Neffe im gleichen Team.


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