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Mein Blog

2014 war Schluss als Festangestellter an der Werdstrasse bei Tamedia, es folgten noch sechs Jahre als freier Mitarbeiter und Kolumnist beim Tages-Anzeiger und der Sonntagszeitung, erst hiess die Kolumne im Tagi jeden Dienstag «Espresso», später «Im Auge».

 

Es kam Corona, und damit endgültig das Ende, ich dachte, ich hätte meinen letzten Satz als Autor geschrieben.

 

Zwei liebe Freunde fanden aber bei einem Apero in einer Zürcher Bar: Das kannst du nicht. Sie wussten, was mir Schreiben bedeutet. Sie sagten, mach doch einen Blog! 

 

Ich fragte: Wie macht man einen Blog?

 

Sie halfen mir.

 

Und jetzt schreibe ich meinen Blog, «Wieder im Auge» heisst er, ich suche oft einen ersten Satz, verzweifle manchmal, weil ich immer wieder denke, ich hätte beim letzten Text den letzten Satz geschrieben, es käme jetzt keiner mehr; und wenn ich dann doch wieder einen ersten Satz finde, weiss ich selten, was der letzte Satz sein wird.

 

Weil viele Ideen erst beim Schreiben richtig entstehen und reifen. Buchstabe um Buchstabe, Wort um Wort, Satz um Satz, und oft denke ich auch, es komme keine Idee mehr und damit auch kein erster Satz. Kuno Lauener singt so ein schönes Lied dazu: «I bin e Idee uf em ne Zeddu/zwüschem ne Rissnagu un ne Wand/u jetzt hangen i da un warte/u bis hütt isch nüt passiert.»

 

Irgendwann wurden – und, hoffentlich: werden – aber aus Ideen immer wieder Blogs, über 420 sind es inzwischen, und es sind meistens Geschichten aus dem Leben, Erlebtes, Gedachtes, Gesehenes, Gewünschtes. Geschichten.

 

Einfach darüber, was in den Kopf kommt, irgendwo. Ideen kommen manchmal an unmöglichen Orten, auf der Vespa, im Sommer auf dem Floss in der Badi, im Winter auf dem Skilift, im Herbst, wenn ich melancholisch werde, weil der Sommer vorbei ist, nachts im Bett (und am Morgen habe ich es vergessen), beim Zähneputzen, viele bei einem Espresso oder dem zweiten, manchmal auch bei einem Negroni.

 

Plötzlich ist eine da. Der erste Satz kommt erst später. Und er weiss nicht, wohin er führt.

Und der letzte Satz ist noch weit weg. Martin Suter sagte kürzlich in einem Interview diesen schönen Gedanken: «Mich inspiriert jeder Satz zum nächsten. Das ist meine Inspiration.»

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Nur, sagte er auch einmal, er wisse, wenn er zu schreiben beginne, immer wie das Ende sein soll.

 

Ich weiss es meistens nicht.

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