Kusen, Küsnacht
- Fredy Wettstein
- 14. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 1. Sept.

Eigentlich sollte man nicht darüber schreiben. Den Ort verschweigen. Oder ihn nur ganz, wirklich ganz lieben Freunden verraten und ihnen sagen: Ja, nicht weitersagen, bitte. Es ist nur ein Tipp für euch.
Doch es ist zu spät. Es hat längst meistens zu viele Leute. Zu viele Kinder auch, vor allem zu viele Kinder, weil die Leute, die Familien, die kommen, jünger werden, deutsch und schweizerdeutsch wird immer weniger gesprochen.
Nichts gegen Kinder, ich liebe sie, ich war auch Kind, und es gab nichts Schöneres als im Sommer in die Badi zu gehen. Doch wir gingen in Küsnacht ins Sträme, da hatten wir viel Platz, vor allem zum Fussballspielen. Und zwischendurch immer wieder im Wasser, und es hatte zwei Sprungtürme, einer war ganz hoch, sieben Meter, eine Mutprobe, einmal war ich übermütig.
Hier, an diesem Ort, den ich eigentlich verschweigen sollte, hat es keinen Sprungturm, nur ein Floss. Und dort . . . eben, es hat zu viele Leute und Kinder, und das Floos ist meistens keine Oase der Ruhe mehr, sondern eng und lärmig. Eben, die Kinder, die hier spielen und spritzen, wenn sie ins Wasser springen.
Also wirklich, eigentlich darf man nicht mehr über diesen Ort schreiben; das Essen ist meistens köstlich, nicht einfach Schnitzel und Pommes (gibt es nicht), aber es ist auch nicht billig für eine Badi auf Plastikstühlen. Doch die Plätze abends sind fast immer besetzt, doppelt oft, denn, eben: Es kommen viele. Zu viele.
Denn es ist, ich muss es ja verraten und zugeben, es ist ein wunderbarer Ort. Einer der schönsten am Zürichsee. Besonders abends, wenn die Sonne langsam untergeht, wenn sie sich verfärbt, von weiss zu gelb zu rosa, zu rot, zu sehr rot manchmal, kitschig rot, hinter dem Uetliberg verschwindet, und das Wasser glänzt in immer wieder in anderen Farben, manchmal blau, manchmal auch grünlich, und ein Schiff fährt vorbei und Wellen kommen, und wenn es Wind hat, den hat es am Zürichsee nicht immer, wird gesegelt oder auch gesurft, gerudert, gepumpt (auf diesem kleinen Brett mit einem Mast auf dem sie über das Wasser hüpfen), es ist immer wieder ein Schauspiel.
Das alles kann man hier erleben, beim ersten Glas, beim zweiten und oft auch einem dritten (Skala nach oben offen), denn man bleibt manchmal länger sitzen und geniesst einfach die Stimmung, die Sommernacht. Die Sonne ist jetzt längst verschwunden hinter dem Berg, und wir haben immer wieder viele Fotos gemacht, weil es einfach so wunderbar ist hier.
Hier, im Kusen, im Kusenbädli in Küsnacht, bei «Da Enzo». Und Fernando. Und Angela. Und allen, die hier arbeiten, im Badi-Beizli oder als Badi-Aufsicht.
Aber bitte, bitte: Nicht weitersagen! Ja nicht, oder nur ganz, ganz guten Freunden. Und die müssen dann schweigen.
Dieser Blog handelt vom Kusen: https://wiederimauge.blogspot.com/2021/09/die-frauen-in-der-badi.html





Kommentare